Heute gibt es wieder eine Etüde und zwar zum ersten Mal eine reguläre. War gar nicht so einfach, meinen Text auf 300 Wörter zu begrenzen. Habe auch noch ein bisschen kürzen müssen. Im Übrigen ist die Geschichte eine kleine Fortsetzung meiner letzten abc.etüde.
Mehr Infos zu den abc.etüden findest du in der offiziellen Schreibeinladung von Christiane.

Ein smarter Junge
„He, Carsten! Warte mal!“ Hans hastete winkend den Gehsteig entlang.
Carsten Spange stand in der Einfahrt und lud Getränkekisten aus seinem BMW. Verwundert hielt er inne und stellte die Kiste auf den Boden, die er gerade aus dem Kofferraum gehoben hatte.
„Hans, was gibt‘s?“
„Sag mal, was fällt dir eigentlich ein, unserem Sohn solche Flausen in den Kopf zu setzen?“
Carsten runzelte die Stirn. „Was für Flausen?“
„Seit Tagen fragt er jeden, was Zetermania heißt. Wieso wirfst du immer mit so komischen Ausdrücken um dich?“
Carsten hob die Augenbrauen und ein spöttisches Lächeln umspielte seine Lippen. „Also, erstens heißt das Wort Zetermordio und zweitens weiß ich nicht, warum dich das so aufregt. Wenn der Junge fragt, erkläre es ihm doch.“
„Ich weiß aber nicht, was dieses verflixte Wort heißt und komm‘ mir vor dem Jungen wie ein Affe vor.“
„Na, dass du nicht besonders gebildet bist, ist ja nicht neu. Aber hast du dran gedacht, das Wort zu googeln?“
„Ja, natürlich hab ich dran gedacht. Aber ohne Internet geht das schlecht.“ Hans starrte auf seine ausgelatschten Schuhe und vergrub die Hände tief in den Hosentaschen.
„Wie? Ihr habt kein Internet?“ Carsten schnaubte. „Ist es jetzt schon so weit, dass ihr eurem Kind den Zugang zu Wissen blockiert? Max ist ein verdammt smarter Junge. Ihr solltet ihn lieber fördern, damit er nicht so endet wie ihr.“
„Du hast gut reden. Du hast ja einen gutbezahlten Job und bist nicht auf Stütze angewiesen. Hast du eine Ahnung, wie schwierig es ist, mit so wenig Geld Monat für Monat auszukommen?“
Carsten hob die Hände. „Entschuldige, der Spruch war blöd. Ich fände es nur schade, wenn Max niemals lernen würde, sein volles Potenzial auszuschöpfen. Aus ihm könnte wirklich etwas werden.“
„Ich weiß“, sagte Hans mit erstickter Stimme.
Hier kommst du zu all meinen abc.etüden.
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„Chancengleichheit“ war mal die große politische Parole, die aber bei uns immer noch nicht wirklich gegeben ist.
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Ja, absolut. Da gebe ich dir recht.
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Für so einen Spruch sammelt der gute Carsten bei mir jetzt aber erst mal Minuspunkte. Mir ist egal, dass er sich entschuldigt, mir ist egal, dass er von dem Jungen eine hohe Meinung hat, ein Kurs in Empathie oder in „wertschätzender Kommunikation“ (oder wie auch immer das heißt) wäre echt angebracht, bevor er so was raushaut.
Nichtsdestotrotz, dir danke ich für die Etüde! :-D
Abendgrüße! :-D
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Vielen Dank. Ja, der Spruch war echt heftig. Frage mich, wie er das wieder gutmachen will bzw. wie Hans das verdauen soll. Vielleicht setze ich die Geschichte ja nächstes Mal weiter fort. Lust darauf hätte ich jedenfalls. :)
Nachtgrüße! :)
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Ah, du bist auch eine Weiterschreiberin? Na, ich bin gespannt.
Sonntagmorgenkaffeegrüße 😁🌞☕🍪👍
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Ja, ich versuche es zumindest. :) Solange mir nicht die Ideen ausgehen. :D
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So etwas ist wirklich traurig. Es muss sich schlimm anfühlen, seinem Kind nicht alles geben zu können. Ein interessanter Twist.
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Danke schön, liebe Katharina. Ja, das glaube ich auch. :( Die Situation ist für alle Beteiligten schwierig, sowohl das Kind selbst, als auch die Eltern.
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